Reformgruppen zum “Synodalen Weg”

Reformgruppen zum “Synodalen Weg”

“Synodaler Weg braucht grundlegende Umkehr und Perspektiven”

> als PDF (2 Seiten)          > erster Appell der Reformgruppen vom 12.9.2019

Reformgruppen kurz vor dem am 1. Dezember 2019 beginnenden Synodalen Weg
 

Katholische Reformgruppen erneuern kurz vor dem offiziellen Beginn am ersten Adventssonntag, dem 1. Dezember 2019, ihre Forderung, dass der Synodale Weg partizipativ, ergebnisoffen und transparent zu gestalten ist sowie zu konkreten und verbindlichen Beschlüssen führen muss.    

Nach der von den deutschen Bischöfen als Zäsur bezeichneten MHG-Studie bedarf es einer grundlegenden Umkehr auf allen Ebenen. Dabei darf es keine Tabus geben, Ungewohntes zu denken und das Notwendige zu beschließen. Die gemeinsame Verantwortung aller Glaubenden für den Weg unserer Kirche in dieser Zeit muss im Vordergrund stehen. Der Synodale Weg sollte ein Prozess der ganzen Kirche werden, bis in die Pfarrgemeinden hinein, und auch das Gespräch mit Fernstehenden suchen. Dass das gegenwärtige Kirchenrecht z.B. mit einem Entscheidungsvorbehalt der Bischöfe rechtlich einen engen Rahmen setzt, darf nicht verhindern, dass die überfälligen Debatten jetzt in aller Freiheit in einer synodalen Streitkultur geführt werden; dies im Bewusstsein, dass auch das Kirchenrecht von Menschen gemacht und damit veränderbar ist.

Der Synodale Weg braucht aber auch neue Perspektiven, um zu zeigen: Eine andere Kirche ist möglich. Es geht um die Ermutigung, dass Getaufte und Gefirmte ihr Christsein in einer re-formierten Kirche leben können. Der Brief von Papst Franziskus an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland vom 29. Juni 2019 spricht von einer Zeitenwende, „die neue und alte Fragen aufwirft, angesichts derer eine Auseinandersetzung berechtigt und notwendig ist“. Dieser Brief grenzt Themen weder ein noch aus.

Über die vier geplanten Foren hinaus sollten auch die entscheidenden Kernpunkte der gegen­wärtigen Kirchen‑ und Glaubenskrise (kirchliche Hierarchie, Gottesfrage; Christologie, …) angesprochen werden. Die von Papst Franziskus vom Synodalen Weg erwartete neue „Evangelisierung“ erfordert das Übersetzen der Botschaft Jesu in die Sprach- und Denkmuster der Welt von heute, damit die Menschen sie verstehen und aufnehmen können. Dies muss auch die Umkehr bei den von Franziskus so existentiell behandelten Themen wie Flucht und Migration, Wirtschaftsform und Klimawandel beinhalten. Damit ist der Synodale Weg kein Alleingang der Kirche in Deutschland, sondern kann im besten Falle – ebenso wie die Pan-Amazonien-Synode – wegweisend für die Weltkirche sein. Dazu ist es wichtig, die wesentlichen Schritte und Arbeitsweisen dieses Prozesses auch international zu kommunizieren.

Dabei ist immer wieder in Erinnerung zu rufen: Ausgangspunkt für den Synodalen Weg ist die notwendige Auseinandersetzung mit den systemischen Risiken, die die MHG-Studie benannt hat, und dem Versagen beim Schutz von Kindern und Jugendlichen im Raum der Kirche. Deshalb sind auch die Betroffenen sichtbar einzubeziehen. Die Themen der vier Foren des Synodalen Weges entsprechen auch genau den Punkten des ZdK-Papiers „Dialog statt Dialogverweigerung“ (1994) sowie des KirchenVolksBegehrens 1995 anlässlich des Missbrauchsskandals des Wiener Kardinals Groër.

Unter dem Aspekt einer Geh-hin-Kirche und der Frage, was die Menschen heute brauchen und was dem Evangelium gemäß ist, werden für die inhaltliche Arbeit des Synodalen Weges folgende Punkte als zentral angesehen:

  • Die Einheit der Kirche wird nicht durch zeitgemäßes Fortschreiten und eine theologische Lehr­entwicklung gefährdet, sondern vor allem durch die, die sich gegen jede Veränderung stemmen.
  • Die Frage nach dem Umgang mit Macht in der Kirche kann nicht ohne eine kritische Auseinander­setzung mit dem Klerikalismus und nicht ohne die Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche angegangen werden.
  • Das Beharren auf dem Pflichtzölibat darf nicht länger dazu führen, dass immer mehr Gemeinden die Feier des eucharistischen Mahles vorenthalten wird.
  • Für die Zukunft der Kirche wird es notwendig sein, Frauen den Zugang zu allen kirchlichen Ämtern zu gewähren, denn der Weihe-Ausschluss lässt sich theologisch nicht begründen.
  • Bezüglich des alle Menschen betreffenden Themas Sexualität muss der Synodale Weg von einer positiven, wertschätzenden Haltung zu den verschiedenen Lebensformen und einer einvernehmlichen Sexualität ausgehen.

Die Reformgruppen unterstützen die Petition „#Amazonien auch bei uns!“ an die deutschsprachigen Kirchenleitungen (www.amazonien-auch-bei-uns.com) und sehen den verbindlichen Synodalen Weg als zwingende Chance, die existenzielle Krise der römisch-katholischen Kirche, die ja nicht nur in Deutschland gegeben ist, zu überwinden.

An die Teilnehmenden der Synodalen Versammlung richten die Reformgruppen erneut den Appell:
Seien Sie mutig, jetzt, damit wir als Glaubensgemeinschaft Jesu auch in Zukunft glaubwürdig und freudig Zeugnis geben können!
Das Kirchenvolk will endlich Reform-Taten sehen, keine vertröstenden Ankündigungen hören.

22. November 2019

Unterzeichnende Reformgruppen:

KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche

Aktion „Lila Stola“ und Frauenwürde e.V. – Projektgruppen von Wir sind Kirche

Aktion „Maria 2.0“

Aktionsgemeinschaft von 160 Pfarrern und Diakonen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart (AGR)

Freckenhorster Kreis

Gemeindeinitiative.org

Initiativgruppe vom Zölibat betroffener Frauen

Institut für Theologie und Politik

Laienverantwortung Regensburg e.V., eine Vereinigung von Gläubigen nach CIC c. 215

Leserinitiative Publik-Forum e.V.

Münchner Kreis – Initiative von in der Pastoral Tätigen in der Erzdiözese München-Freising

Münnerstädter Kreis

Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V.

OrdensFrauen für MenschenWürde

Pfarrer-Initiative Deutschland

Priester im Dialog, Dr. Edgar Büttner

pro concilio

Redaktion imprimatur, Prof. Karl-Heinz Ohlig, Irmgard und Prof. Dr. Benno Rech

Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen

Die Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“ unterstützt diesen Aufruf.

Weitere Unterzeichnungen bzw. Unterstützungen sind möglich. Bitte E-Mail an: presse@wir-sind-kirche.de