Gastkommentar von Hans-Jörg Steichele
Posted in Allgemein on 10/19/2014 09:21 pm by Uli HöferGastkommentar zur Bischofssynode in Rom
(zu den Fragen von Ehe und Familie)/
von Hans-Jörg Steichele in der Münchner Kirchenzeitung Nr.42 / 2014 vom 19.10.2014 auf S. 4
Dank an Papst Franziskus und Bitte
In der MKZ vom 5.10. wurden auf S.2 folgende Worte von Kardinal George Pell im Blick auf die Diskussionen im Vorfeld der Familien-Synode in Rom zitiert: „Gesunde Gemeinschaften verbrennen einen Großteil ihrer Energie nicht auf nebensächliche Themen…“. Gemeint ist hier die Frage des kirchlichen Umgangs mit den geschiedenen Wiederverheirateten: nach Pell eine „Minderheitenproblematik“. Aus solchen Worten klingt für mich genau die Arroganz und Ignoranz von Klerikern, die die kirchliche Diskussion in den letzten Jahrzehnten dominierten. Die grundsätzlichen Themen zeigen sich immer konkret und brisant an Einzelthemen. ‚Störungen haben Vorrang‘ heißt eine Maxime heutiger Dialogkultur – und diese müssen da angegangen werden, wo und wann sie auftreten.
Die im Internet nachzulesende und von der Deutschen Bischofskonferenz veranlasste Zusammenfassung der Antworten aus den deutschen Diözesen auf die Fragen in der Vorbereitung der Bischofskonferenz spricht dankenswerterweise eine andere Sprache. Da wird klar die große „Differenz zwischen den Gläubigen und der offiziellen Lehre“ festgestellt und an einzelnen Fragen (z.B. am „vorehelichen Zusammenleben“ – auch so eine „Minderheitenproblematik“!!) aufgezeigt, – ohne gleich zu bewerten, was „gesund“ und was ungesund ist! Und am Schluss wird darauf verwiesen, dass die Eheleute „an den Beratungen der Synode selbst in geeigneter Weise zu beteiligen“ sind. Ich bin Papst Franziskus sehr dankbar, dass er ehrlich hören wollte, wie die denken und fühlen, um die es bei der Synode geht. Meine Bitte ist aber, dass die Gläubigen nicht nur als Berater/innen fungieren dürfen, sondern Sitz und Stimme in der Folgesynode 2015 bekommen.
Kardinal Döpfner hat es bei der Würzburger Synode vorgemacht, dass öffentlich gewählte und kompetente Gläubige in verantwortlicher Form an den Entscheidungen beteiligt wurden. Sein Schlussurteil: „Nicht wenige waren der Meinung, ‚so‘ (Anm. von mir) eine Synode könnte die Unsicherheit, Konfrontation und Verhärtung der Positionen innerhalb der Kirche nur fördern. Rückblickend darf man dankbar feststellen: Das Wagnis hat sich gelohnt“ (Gem. Synode der Bistümer in der BRD, Freiburg 1976, S.7).
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