Beim Treffen des Münchner Kreises am 18.10.2024 erklärte sich Herr Dr. Franz Hauber bereit, künftig im Sprecherteam mitzuarbeiten. Der Fortbestand des Münchner Kreises erscheint ihm wichtig und dies führte zu seinem Entschluss zur Mitarbeit.
Einige Daten zu seiner Person: Ich bin in München (Pfarrei Fronleichnam) aufgewachsen. Hier hatte ich schon früh etliche Ämter in der Pfar-rei. An der Universität München studierte ich Theologie, Biologie und Chemie. Dann wurde ich Lehrer für Re-ligionslehre, Biologie und Chemie am Gymnasium Pullach und weiteren Gymnasien in Bayern. Ich arbeitete in Lehrerverbänden, z. B. im KRGB (Verband der kath. Religionslehrer/innen an den Gymnasien in Bayern) mit. Heute arbeite in mehreren Arbeitsgruppen mit, die sich um Reformen in der Kirche bemühen. Außerdem arbeitet ich in Grenzgebieten zwischen Theologie und Naturwissenschaften (z. B. Ethik in der Medizin, Neu-robiologie, Gentechnik). Mein Wunsch ist, dass es in Deutschland auch in Zukunft noch eine Kirche gibt, die nicht in der gesell-schaftlichen Bedeutungslosigkeit verschwunden ist und damit die Welt nur von Machtmenschen und Tech-Konzernen beherrscht würde. Um dieses Ziel zu erreichen, sind meiner Meinung nach Strukturreformen in der Kath. Kirche (Stellung der Frau, demokratische Entscheidungen usw.) zwingend notwendig, doch zusätzlich muss auch an Reformen bezüglich der Glaubenslehren der Kirche gearbeitet werden. Insbesondere jüngere Menschen können mit vielen traditionellen Glaubenslehren der Kirche nichts mehr anfangen und verlassen deshalb die Kirche.
Dieser Offene Brief wurde bei der Sitzung des Münchner Kreises am 17.2.23 beschlossen. Folgende Münchner Reformgruppen unterstützen den Offenen Brief: Wir sind Kirche, Gemeindeinitiative, Maria 2.0, Ordensfrauen für Menschenwürde
Offener Brief der Initiative „Münchner Kreis“ an Erzbischof Reinhard Kardinal Marx
Sehr geehrter Herr Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, die Initiative „Münchner Kreis“ hat bei ihrer jüngsten Sitzung am 17.02.23 folgende Wünsche an Sie formuliert, die wir in einem Offenen Brief mitteilen:
1. Damit die Feier der Sakramente ein echtes Beziehungsgeschehen in der Ortspfarrei sein kann, bitten wir Sie, eine umfassende Tauf- und Eheassistenzbefugnis für den Bereich der Erzdiözese München und Freising nach ersten umgehenden Beauftragungen bis spätestens 2030 allen pastoral Mitarbeitenden im Dienstauftrag zu erteilen.
2. Zudem bitten wir Sie, sich dafür einzusetzen, dass das Sakrament der Krankensalbung aus der Verbindung zum Bußsakrament gelöst wird und dann auch von nicht-priesterlichen Seelsorger*innen, die etwa in Krankenhäusern oder Seniorenheimen eingesetzt sind, nach einer entsprechenden Beauftragung gespendet werden kann.
3. Mit der Umsetzung des Pastoralplans 2030 haben immer mehr Gemeinden keinen Ansprechpartner vor Ort. Die Katholiken in den Pfarrgemeinden haben ein Recht auf kompetente Begleitung. Auf der anderen Seite begrüßen wir, dass mit dem Pastoralplan alle Menschen, die im Bereich einer Pfarrei leben, unabhängig von ihrer Konfessions- oder Religionszugehörigkeit in den Blick genommen werden.
4. Zahlreiche Ehrenamtliche übernehmen in den Pfarreien kirchliche Aufgaben wie Erstkommunion- und Firmvorbereitung, Beerdigungen und Besuchsdienste sowie die Leitung von Wort-Gottes-Feiern. Sie sollten mehr noch als bisher nach einer entsprechenden Ausbildung fachlich in die Eigenständigkeit begleitet werden. Dem freiwilligen Dienst sollte nicht mit zu hohen Erwartungen begegnet werden, was den Umfang des Einsatzes angeht.
5. Wir befürchten, dass in zahlreichen Diözesen angesichts des starken Mitgliederschwundes das Konzept einer Volkskirche aufgegeben wird, die offen ist für unterschiedliche Nähe und Distanz zur kirchlichen Praxis und Lehre. Dies darf nicht zugunsten eines Kirchenkonzepts „der kleinen Herde“, einer Kirche als Jünger*innengemeinschaft, einer Kirche der Überzeugten geschehen. Die Kirche muss weiterhin dicht und wertschätzend an dem sein, was das allgemeine Bewusstsein am Ort und in der Gesellschaft ausmacht. Es darf nicht einfachhin als „Zeitgeist“ diffamiert werden, vielmehr muss sich eine Wertschätzung dieser „Zeichen der Zeit“ auch in der pastoralen Planung niederschlagen.
6. Der Synodale Weg ist immer wieder Störfeuern ausgesetzt. Es besteht die Gefahr, dass wichtige Reformanliegen, die beim Synodalen Weg und im Synodalen Prozess formuliert werden, nicht nachhaltig zur Wirkung kommen bzw. vor ihrer Wirkung verpuffen. Da Sie sich gegenüber der Öffentlichkeit aufgeschlossen für Kirchenreformen zeigen, sollten Sie auch unter Beweis stellen, dass Ihr Engagement beim Synodalen Weg eine bewusste Entscheidung zur Reform darstellt, der erste konkrete Schritte folgen.
7. Solange es kirchenrechtlich keine Teilung der bischöflichen Macht gibt – jeder Diözesanbischof vereint in sich Legislative, Exekutive und Judikative (s. can. 391 §1 CIC) –, bedarf es im Hinblick auf ein weitläufiges Demokratieverständnis einer Selbstbeschränkung der Bischöfe. Der Münchner Kreis fordert deshalb nachdrücklich, auch auf Diözesanebene einen Synodalen Rat einzuführen, der nicht nur Beratungs-, sondern auch Entscheidungskompetenzen hat.
München, den 17. Februar 2023
Gemeindereferentin Ulrike Leininger Sprecherin der Initiative Münchner Kreis
Diakon i.R. Wolfgang Baldes Sprecher der Initiative Münchner Kreis
Der 2012 gegründete Münchner Kreis war ursprünglich eine reformorientierte Initiative von Priestern und Diakonen in der Erzdiözese München und Freising, die sich später allen Berufsgruppen im kirchlichen Verkündigungsdienst geöffnet hat. Der Kreis hat derzeit rund 70 Mitglieder und rund 900 einzelne Unterstützer*innen.
Von links nach rechts: Willi Kuper, Ulrike Leininger, Wolfgang Baldes Foto: Stefan Menzel
Die katholische Reform-Initiative „Münchner Kreis“ hat bei ihrem Treffen am 28. Oktober in St. Heinrich am Münchner Westpark gewählt: Ulrike Leininger, Gemeindereferentin in Eichenau, wurde erneut Sprecherin; Wolfgang Baldes, Diakon im Ruhestand, trat die Nachfolge von Sprecherin Marion Ringler an; Willi Kuper, Diakon in Grünwald und bislang Sprecher, unterstützt Leininger und Baldes als Protokollant.
Erstmals seit über zwei Jahren und nach einigen Online-Konferenzen hatte sich der Münchner Kreis wieder in Präsenz getroffen. Dabei waren sich die Teilnehmenden einig, im Netzwerk der Münchner Reformgruppen wie „Wir sind Kirche“, „Maria 2.0“, „Gemeindeinitiative“, “Ordensfrauen für Menschenwürde” und mit reformorientierten kirchlichen Verbänden, der „Pfarrer-Initiative Deutschland“ und dem „Netzwerk Diakonat der Frau“ weiter aktiv zusammen zu wirken.
Zugleich will der Münchner Kreis kritisch in den Blick nehmen, wie Reformansätze des Synodalen Wegs in der Erzdiözese München und Freising umgesetzt werden. Ebenso ist der Pastoral- und Stellenplan 2030 der Münchner Erzdiözese im Fokus. Zur Kirchenreform und zu Strukturfragen wird es wie bisher Aktionen sowie öffentliche Eingaben und Forderungen an die Diözesanleitung geben.
Der 2012 gegründete Münchner Kreis war ursprünglich eine reformorientierte Initiative von Priestern und Diakonen in der Erzdiözese München und Freising, die sich später allen Berufsgruppen im kirchlichen Dienst geöffnet hat. Der Kreis hat rund 70 Mitglieder und rund 900 einzelne Unterstützer*innen. Er fordert vor allem, allen Geschlechtern den Zugang zu den Diensten und Ämtern in der katholischen Kirche zu ermöglichen und in diese Richtung konkrete erste Schritte zu tun.