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Statement: Frauen erheben ihre Stimme am 8.März 20

„Wir träumen einen Traum und wenn auch viele lachen, wir träumen einen Traum von einer bessern Welt“ Dieses Lied von Peter Janssens habe ich oft gerne gesungen.

Geschwisterlichkeit erinnert mich an manchmal nervenzehrenden Geschwisterstreit, Eifersucht, Neid, Konkurrenz um die Liebe der Eltern. Oft haben immer noch die Brüder/Söhne unter den Geschwistern mehr zu sagen und bessere Positionen in der Familie. Wer von uns kennt nicht Fälle, in denen sehr schmerzhafte Spaltungen der Geschwister entstehen durch den erbitterten Streit und Kampf um das Erbe.

Ähnliches erleben wir in Mutter Kirche. Auch da geht’s ums Erbe, – SEIN Erbe. Nehmen wir es ernst? Wie verwalten wir es? Wie gehen wir mit diesem Erbe in unserer Zeit um? Im Römerbrief steht doch schon “Sind wir aber Kinder, so auch Erben, Erben GOTTES und Miterben Christi.” Röm 8,und im Galaterbrief geht`s weiter: „Es gibt nicht mehr … männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ Gal 3,28 Ja, das beschreibt SEIN Erbe und diese Vision von Geschwisterlichkeit ist immerhin 2000 Jahre alt.

Wenn man dagegen von einem Kardinal hört, dass seine schlimmsten Befürchtungen eingetreten sind, weil die Sitzordnung des synodalen Wegs in alphabetischer Reihenfolge eingeteilt wurde, und er von Gleichmacherei spricht, dann widerspricht das eindeutig den Sätzen des Paulus. Bemerkt niemand, wie verletzend das ist? Wir sind gleich in unserer großen Sorge um das Erbe, die Zukunft des Glaubens und der Kirche. Doch das macht es mir schwer, in der Messe am ersten Donnerstag im Monat um Priesterberufe zu beten, wie es auch Papst Franziskus den Bischöfen am Amazonas empfohlen hat.

Wer bin ich denn, dass ich GOTT im Gebet Vorschriften mache, ER möge Menschen als Priester berufen, doch bitte nur Männer, denn die römische Kirche will uns Frauen nicht, – selbst wenn sich junge Frauen, wie die Schweizer Theologin Straub, berufen fühlen. Sie wird dafür im Internet hart angefeindet. Sieht denn keiner, dass es eine Bereicherung wäre? Wenn wir das Evangelium ernst nehmen, müssen alle Dienste und Funktionen in der Kirche auch für Frauen offen stehen! Ich habe eine Vision als Geschwister im Umgang mit dem Erbe Christi und zitiere dazu den Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf: „Ein kirchliches Amt in der Nachfolge Jesu ist Beziehungsarbeit, Kommunikation, Hinhören, und zwar in Richtung Gottes und der Menschen.”

Zu der Beziehungsarbeit möchte ich ein recht kleines Erlebnis erzählen, das mich sehr berührt hat. Als ich neu im Münchner Kreis angefangen habe, hat ein Pfarrer seine Mail unterschrieben als „euer Mitbruder..“ Ich hab gespürt, das ist kein frommes Gerede, sondern der meint es wirklich ernst. Ein solches Wort heilt manches, was ich als Frau in der Kirche erlebt habe und noch erlebe. Ja, können wir miteinander Schwestern und Brüder in unserem Ringen um eine lebendige Kirche heute sein? „Wir träumen einen Traum und schenken ihm das Leben“ heißt die letzte Strophe des Liedes. Ich möchte meine Berufung als Diakonin nicht nur alleine und mit dem Segen GOTTES leben, sondern auch mit dem Segen der Kirche und unterstützt durch die Mitbrüder und hoffentlich auch viele Mitschwestern.

Dafür  engagieren sich auch die Reform-gruppen über lange Jahre, wie Wir sind Kirche, Münchner Kreis, Gemeindeinitiative, Maria 2.0. und viele andere auch international u.a. mit dem Slogan: „Ungeduld ist eine Tugend“ Inzwischen habe ich über dem Warten das Alterslimit der Diözese überschritten. Ich will nicht nur reden, sondern es selbst verwirklichen, nicht irgendwann, sondern jetzt. Die Hoffnung brennt in mir und ich wünsche mir, dass das Feuer überspringt und suche Mitschwestern, die den Weg mitgehen wollen. Der Traum soll noch wahr werden für eine jüngere Freundin und in Solidarität von uns mit jüngeren Frauen, hoffentlich bevor sie diese Kirche verlassen. Das könnte ein starkes Hoffnungszeichen sein in einer Gesellschaft, wo jede dritte Frau in Deutschland in ihrem Leben Gewalt durch Männer erfährt. Eine weltweite Institution würde damit aufhören, Frauen kleinzumachen und ihnen gleichberechtigt auf Augenhöhe geschwisterlich begegnen und zusammenarbeiten. Ein Text von Dom Helder Camara sagt: „Wenn einer alleine träumt, bleibt es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“
Ulrike Leininger, Gemeindereferentin, Sprecherin der Initiative Münchner Kreis, in der Zusammenarbeit eng verbunden mit der Gemeindeinitiative und der Kirchenvolksbewegung Wir-sind-Kirche

 

Stellungnahme der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zur Bewertung und Bedeutung des Synodalen Weges in Deutschland nach dem apostolischen Schreiben Querida Amazonia

  Stellungnahme der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zur Bewertung und Bedeutung des Synodalen Weges in Deutschland nach dem apostolischen Schreiben Querida Amazonia

Die Zerrissenheit der Bischöfe in der Bewertung des Synodalen Weges.

Die Bischöfe haben in Lingen einstimmig (bei vier Enthaltungen) den Synodalen Weg beschlossen und gehen ihn zusammen mit dem ganzen Volk Gottes. Die Synodalen sind ja nicht Mitglieder von Bischofs Gnaden, sondern eigenständige Vertreter*innen des Kirchenvolkes. Sie stehen durchaus in einer anerkannten theologischen Tradition; denn neben dem „sensus ecclesiae“, dem „Sinn für die Kirche“, steht der „sensus fidei fidelium“, der „Glaubenssinn der Glaubenden“. Diesen Glaubenssinn kann die Kirchenleitung nicht auf Dauer ignorieren. Und doch torpedieren einige Reaktionäre im Gefolge von Kardinal Rainer Maria Woelki jede Bemühung, der Kirche in Deutschland neues Leben zu geben. Allein schon die Tatsache, dass Bischöfe und „Laien“ gemeinsam in den Frankfurter Dom eingezogen sind, „habe zum Ausdruck gebracht …, dass da jeder gleich ist. Und das hat eigentlich nichts mit dem zu tun, was Katholische Kirche ist und meint.“ Diese Einschätzung ist auf das Schärfste zurückzuweisen; denn damit widerspricht Kardinal Woelki dem Neuen Testament. Dort heißt es: Einer ist euer Meister, ihr alle seid Brüder und Schwestern. Es ist nicht die Rede davon: Alle sind gleich, aber einige sind gleicher.

Es wird vor der Gefahr einer Kirchenspaltung gewarnt. So muss gefragt werden: Wer betreibt hier Spaltung?

Es ist selbstverständlich richtig und notwendig, die Lehre der Kirche zu hören – wobei allerdings zu fragen ist, wer mit welcher Legitimation diese Lehre festgelegt hat und inwiefern sie überzeitlich zu gelten habe. Zum einen ist Kirche ja nicht einfach Papst und Bischöfe: alle sind Kirche. Schon Papst Pius XII. sagt: „Die Laien gehören nicht zur Kirche, sie sind Kirche.“ Zum anderen hat sich die Lehre der Kirche schon immer gewandelt, damit Menschen ihren Glauben auch leben können. Vielfach hat sie sich aber zu einem „Fehl‐Boden“ entwickelt, der uns Glaubens‐Sicherheit vorgaukelt. Doch auf Lehr‐Sätzen, die in eine bestimmte Zeit hinein gesprochen worden sind, die aber unterdessen oft zu Leer‐Sätzen geworden sind, die keiner mehr versteht, lässt sich nur ein Für‐wahr‐halte‐Glauben aufbauen. Glaube ist aber das unbedingte Ur‐Vertrauen auf Gott, der auf unserer Seite steht. Nur wenn wir den Fehl‐Boden wegziehen, können wir wieder auf dem Boden des Evangeliums stehen. Doch die Reaktionäre machen sich anheischig, die Lösung aller Probleme vorgeben zu können. Sie beharren auf der engen Auslegung der „hierarchischen Verfasstheit“ der Kirche, obwohl dieses Wort im Neuen Testament nirgends vorkommt; denn dort ist von Dienst die Rede, nicht von Herrschaft. Sie beharren darauf, dass sie „auf den Herrn hören“, wenn sie die Traditionen der Kirche verteidigen, ja sie dem Evangelium überordnen. Das System kann sich aber nicht selbst zum Glaubenssatz erheben! Wer die befreiende Botschaft vom Reich Gottes, die Jesus, der Christus, uns allen bringt, nach Gutdünken auslegt, um die Machtverhältnisse in der Kirche zu zementieren: der ist es, der spaltet! Der Zynismus der Reaktionäre ist unerträglich. Sie verkaufen ihre Reformunfähigkeit als das Festhalten am wahren Glauben.

Wie weiter mit dem Synodalen Weg nach dem apostolischen Schreiben Querida Amazonia?

Die Bremser berufen sich jetzt auf Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben Querida Amazonia, wenn es um die Bedeutung des Priesters und die Frage nach der Stellung der Frau in der Kirche geht, und wollen diese Themen zu Tabu‐Themen erklären. Zu Unrecht! Es gilt einige Gesichtspunkte zu beachten:

1. Franziskus ist wider Erwarten nicht auf die Frage der viri probati eingegangen, für viele eine bittere Enttäuschung. Doch zu fragen ist: Brauchen wir überhaupt viri probati? Brauchen wir nicht vielmehr personae probatae – Männer und Frauen, die die christlichen Gemeinden leiten – was sie in Amazonien schon seit Jahrzehnten tun, wie Franziskus anerkennt, und dadurch die Kirche am Leben halten? Gemeindeleitung geht der Feier der Eucharistie voran und mündet selbstverständlich in die Feier der Eucharistie; auch das geschieht in Amazonien, wenn die Gemeinden zu sonntäglicher Mahlgemeinschaft zusammenkommen. Aber spricht Franziskus nicht von der „Amtsgewalt“, die den geweihten Priester sprechen lässt: „Das ist meinLeib“ und: „Ich spreche dich los von deinen Sünden“ (QA 88). Franziskus provoziert, d.h. er ruft Reaktionen hervor: Manche sehen sich in ihrem traditionellem Priesterbild bestätigt, müssen sich aber sagen lassen, dass dieser Dienst keine Überordnung gegenüber die anderen bedeutet. Vielmehr müssen wir „Raum lassen für die Vielfalt der Gaben, die der Heilige Geist in uns sät… Dies setzt in der Kirche die Fähigkeit voraus, der Kühnheit des Geistes Raum zu geben sowie vertrauensvoll und konkret die Entwicklung einer eigenen kirchlichen Kultur zu ermöglichen, die von Laien geprägt ist“ (QA 99). Und „Laien“, das sind die Mitglieder des Volkes Gottes.

2. Franziskus geht auch nicht auf die drängende Frauenfrage ein.
Auch hier provoziert er. Er wird dafür gelobt, dass er mit der Ablehnung der Weihe für Frauen die Einheit der Kirche im Blick hat und den Frauen die traditionellen Dienste zuweist. Er gibt gegen die Frauenweihe zu bedenken: „Eine solche Sichtweise wäre in Wirklichkeit eine Begrenzung der Perspektiven: Sie würde uns auf eine Klerikalisierung der Frauen hinlenken und den großen Wert dessen, was sie schon gegeben haben, schmälern als auch auf subtile Weise zu einer Verarmung ihres unverzichtbaren Beitrags führen“ (QA 100). Es stimmt, wir brauchen tatsächlich keine Frauen als „Klerikerinnen“. Müssen wir dann aber nicht mit Fug und Recht fragen: Wenn wir dem Klerikalismus entgegentreten wollen: Gelingt uns das, wenn wir an den Männern als „Kleriker“ festhalten? Bedenken wir: Kleriker*innen sind nach dem NT „von Gott Erwählte“, berufen in „ein heiliges Volk, eine königliche Priesterschaft“. Unsere Taufe ist unsere Priester*innen‐Weihe! Die Berufung zum Dienst des Presbyters ist die Berufung zur Gemeindeleitung, keine persönliche Auszeichnung und spezielle Heiligung. Für die Gemeindeleitung braucht es keine gesonderte Weihe.

3. Warum drückt sich Franziskus so verklausuliert aus?
Er muss es einerseits, um den konservativen, ja reaktionären Mitgliedern des Gottesvolkes entgegenzukommen mit Sichtweisen, die ihm von seiner eigenen Vita, von seinem theologischen Denken her geläufig sind. Aber andererseits geht sein Blick darüber hinaus: „Es ist notwendig, die Neuheit des Geistes mutig anzunehmen, der fähig ist, mit dem unerschöpflichen Schatz Jesu Christi immer etwas Neues zu schaffen, denn »die Inkulturation verpflichtet die Kirche zu einem schwierigen, aber notwendigen Weg«“, sonst enden wir als „»Beobachter einer sterilen Stagnation der Kirche«“, wie er schon in im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium 2013 geschrieben hat (QA 69). Bedenken wir: In einem kirchlichen Text geht es nicht darum, was auch drinsteht (die Konservativen sollen sich ja darin wiederfinden), sondern darum, was in die Zukunft weist: eine Kirche, die dem Wirken des Geistes in ganz neuer Weise Raum gibt entsprechend der Aufforderung von Paulus: „Löscht den Geist nicht aus!“ Wir müssen beim Synodalen Weg unsere Glaubenswirklichkeit in Deutschland im Blick behalten, uns darüber austauschen und zu einvernehmlichen Beschlüssen kommen. Es geht bei den anstehenden Reformen nicht um irgendwelche pragmatischen Kompromisse oder Zugeständnisse. Es geht vielmehr um biblische Minimalforderungen, deren Vernachlässigung die christliche Identität unserer Kirche schändet. Der Entheimatung müssen wir Einhalt gebieten. Grundsätzlich gilt: Alles, was die Kirche in Deutschland eigenständig im Sinn einer synodalen Kirche machen kann, muss gemacht werden; alles, was nur weltkirchlich geregelt werden kann, muss auf den Weg gebracht werden.

Magnus Lux
für das Wir sind Kirche – Bundesteam
24. Februar 2020  

 

Papstschreiben beendet nicht Debatte über Kirchenreformen

Marx: Papstschreiben beendet nicht Debatte über Kirchenreformen

Das Schreiben von Papst Franziskus zur Amazonas-Synode sorgt in Deutschland bei Befürwortern von Kirchenreformen überwiegend für Enttäuschung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht die Debatten über Reformen allerdings nicht als beendet an. Er mahnte eine genaue Lektüre des rund 50-seitigen Papiers mit dem Titel “Querida Amazonia” (“Geliebtes Amazonien”) an, das der Vatikan am Mittwoch veröffentlichte.

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