1.8.2014 Gemeinsame Pressemitteilung der drei Reformgruppen

Gemeinsame Pressemitteilung der drei Reformgruppen Gemeindeinitiative.org, Münchner Kreis und Wir sind Kirche in der Erzdiözese München-Freising

Reformgruppen München: Überdenken der Pfarreireform dringend notwendig

Reformgruppen im Erzbistum München und Freising begrüßen, dass Kardinal Dr. Reinhard Marx und der Münchner Bischofsrat im August 2014 über die Situation und Zukunft der Pfarrverbände beraten und das Thema neu in den Blick nehmen wollen, wie Marx beim Jahresempfang des Erzbistums angekündigt hatte. Dies dürfe aber nicht hinter verschlossenen Türen geschehen. Die Münchner Reformgruppen erklären sich bereit, sich in den neuen Prozess „pastoral planen“ verantwortlich einzubringen.

Die bisherige Zusammenlegung zu XXL-Pfarreien und großen Pfarrverbänden habe zwar die Enge und Selbstbezogenheit mancher Gemeinden aufgebrochen, aber auch viele Gläubige von Kirche weiter entfernt und entfremdet, heißt es in einem Schreiben der drei Reformgruppen Gemeindeinitiative.org, Münchner Kreis (von Priestern und Diakonen) sowie KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche an den Bischofsrat.

Nach Meinung der Reformgruppen stehen der Kirche heutzutage professionell gebildete, ehrenamtliche wie hauptamtliche „Laien“ zur Verfügung, deren Kompetenzen und Charismen z.B. auch bei der Leitung von Gemeinden nicht ausgeschöpft werden. Auf der anderen Seite sind die immer weniger werdenden Priester in den großen Seelsorgeeinheiten mit Leitungs- und Managementaufgaben immer öfter überfordert.

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und die Würzburger Synode (1971-1975) haben sehr deutliche Vorgaben gemacht für die Stärkung synodaler Strukturen und die verantwortungsvolle Einbindung der sog. „Laien“ – auch in der Gemeindeleitung. Im Erzbistum München und Freising hat das von Kardinal Marx einberufene Zukunftsforum „Dem Glauben Zukunft geben!“ (2008-2010,   www.dem-glauben-Zukunft-geben.de) mit hohem Engagement 61 detaillierte pastorale Empfehlungen abgegeben, an die jetzt anzuknüpfen ist.

Prozess der Entheimatung muss gestoppt werden:

Die kürzlich veröffentlichte bundesweite Kirchenstatistik 2013 hat wieder dramatische Kirchenaustrittszahlen (verstärkt durch den Tebartz-von Elst-Effekt; www.wir-sind-kirche.de/?id=128&id_entry=5418) und einen weiter sinkenden Gottesdienst“besuch“ gezeigt. 

In der gegenwärtigen schwierigen Lage unserer Kirche kann ein neues, zukunftsträchtiges und nachhaltiges Glaubens- und Gemeindeleben nur durch eine offene Diskussion über die Erneuerung kirchlicher Strukturen erreicht werden. Dazu ist eine verantwortliche Beteiligung aller, auch der sog. „Laien“, am Prozess einer „ecclesia semper reformanda“ („ständig zu erneuernde Kirche“) erforderlich. Dies gilt in besonderer Weise auch für den Zuschnitt und die Leitung von Pfarreien.

Das achtsame Umgehen mit den Traditionen der Ortsgemeinden ist eine konkrete Form dessen, was Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ unter dem Grundsatz „gratia supponit culturam“ („die Gnade setzt Kultur voraus“, ebd. Nr. 115, 116-121) anmahnte. Als Vorsitzender der Freisinger und der Deutschen Bischofskonferenz sollte Kardinal Marx auch andere Bistümer bestärken, die schon jetzt neue Wege erproben wie die Bistümer Hildesheim, Trier und Würzburg.

P r e s s e k o n t a k t e :

Gemeindeinitiative.org (www.gemeindeinitiative.org):

Paul-G. Ulbrich

Willi Genal

Münchner Kreis (Priester und Diakone,  http://initiative-muenchner-kreis.de)

Pfarrer i.R. Dr. Hans-Jörg Steichele

Wir sind Kirche im Erzbistum München und Freising (www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=507):

Dr. Edgar Büttner

Franziska Müller-Härlin