Beharrlichkeit ist gefragt

Zum nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus

Edgar Büttner ist verheiratet und Priester. Was sagt er zu
dem Papstschreiben ’Querida Amazonia’?

Edgar Büttner ist Priester und verheiratet.
© privat


München – Im deutschsprachigen Raum gibt es ca. 2000 verheiratete Priester. In der Erzdiözese München-Freising leben 400 davon. Ich bin einer von ihnen.
Was bringt uns das Schreiben ’Querida Amazonia’?
Franziskus hat die sozial-ökologische Enzyklika Laudato Si‘ mit der Amazonassynode konkretisiert. Das geschah zu einem Zeitpunkt, an dem die Wälder am Amazonas brannten. Die indigenen Völker haben in ihm einen glaubwürdigen Anwalt gefunden und danken ihm dafür. Wir auch. Zölibatsprobleme sind demgegenüber objektiv zweitrangig.
Dennoch muss und wird die Diskussion weitergehen.
Priester-im-Dialog, ein Netzwerk verheirateter Priester von München und Würzburg, die zweimal jährlich, ganztägig, von den Generalvikaren bzw. den Personalchefs zu Gesprächen eingeladen werden, wollen weiter für ihre Rechte und für personae probatae kämpfen.

Zölibatsfrage bleibt unbeantwortet
Das Wort „Zölibat“ kommt im Schreiben des Papstes nicht vor. Wenn man bedenkt wie überschwänglich “die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“ von den Vorgängern gefeiert wurde, ist es ein Fortschritt, dass das Zölibat hier nicht gefeiert, ja nicht einmal erwähnt wird. Zum wiederholten Mal lässt Franziskus diese Frage offen.
Gemessen an den Erwartungen ist das wenig. Gemessen an Befürwortern des Pflichtzölibats, darunter amtierende deutsche Kardinäle ist das zumindest ein Zeichen. Jetzt ist die große Mehrheit der schweigenden Funktionäre und Amtsträger gefordert – nicht nur auf der Synode.

Zölibat – was ist das?
“Zölibat” bezeichnet die aus religiösen Gründen gewählte Ehelosigkeit. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff umschreibt die Verpflichtung der katholischen Priester und Ordensleute zur Ehelosigkeit und einem Leben in Keuschheit. Begründet wird der Zölibat mit dem Hinweis darauf, dass
sich ein geweihter Geistlicher radikal dem Dienst an Gott und den Menschen verpflichtet. Daneben gibt es praktische Begründungen. (kna)


Jetzt sind wir als deutschsprachige Kirche gefragt. Wenn der Synodale Weg in der weltweit angesehenen deutschen Kirche genau in dieselbe Kerbe schlägt wie die Amazonier und wohl bald auch die Australier, wird das Folgen haben. Einmal ist keinmal. Jetzt ist Beharrlichkeit gefragt. Die Christen der Südhalbkugel sind nicht dazu da, unsere pastoralen Probleme zu lösen. Es sollte nachdenklich stimmen, dass Erwin Kräutler, der Amazonas-Bischof, nicht unzufrieden mit dem Ergebnis ist.
Roma locuta, causa non est finita!

Es gilt, den Klerikalismus und ein sakral-überhöhtes Priesteramt aufzulösen und die Priester zu stärken, die den Menschen nahe sind, weltoffen, geerdet, berührbar. Priester, die auch intellektuell aufgeschlossen in der Welt stehen. Eben wie wir!
In den letzten Jahrzehnten wurden nicht selten die falschen Leute geweiht (beileibe nicht alle), die in den Gemeinden reihenweise scheiterten. Mit der Auswahl an Kandidaten sollte es beginnen, so der Papst. Der ‚Import’ ausländischer Priester sollte reduziert werden, nicht zuletzt, weil sie in ihren Heimatländern fehlen.

Worauf warten wir noch?
Wir verheirateten Priester, die an der Peripherie anonym als „Arbeiterpriester” in profanen Berufen tätig sind, werden in den kommenden zwei Jahren weiter auf Rehabilitation und faire, gerechte Behandlung durch die Kirchenleitungen drängen. Das könnte sofort geschehen, auch ohne Rom. Franziskus weist in einer Fußnote auf das Kirchenrecht hin: Der Bischof kann wegen Priestermangels »einen Diakon oder eine andere Person, die nicht die Priesterweihe empfangen hat, oder eine Gemeinschaft von Personen an der Wahrnehmung der Seelsorgeaufgaben einer Pfarrei beteiligen.“ Wir verheirateten Priester sind geweiht und viele von uns sind bereit dazu.
Worauf warten wir noch? (Dr. Edgar Büttner)

Zum Autor: Edgar Büttner ist katholischer Priester und lebt in Bad Aibling. 1978 wurde der Kitzinger im Würzburger Dom geweiht. Einige Jahre später lernte er eine Frau kennen und heiratete. 2007 gründete er die Initiative “Priester im Dialog”. Die Ehemaligen-Gruppe trifft sich regelmäßig in Würzburg und seit 2016 auch in München. Auch Generalvikare oder andere Bistumsvertreter nehmen daran teil. Beim Synodalen Weg ist der Theologe und Organisationsberater von „Wir sind Kirche“ im Forum “Priesterliche Lebensform” vertreten.

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