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Gastkommentar von Hans-Jörg Steichele

Gastkommentar zur Bischofssynode in Rom

(zu den Fragen von Ehe und Familie)/
von Hans-Jörg Steichele in der Münchner Kirchenzeitung Nr.42 / 2014 vom 19.10.2014 auf S. 4
Dank an Papst Franziskus und Bitte

In der MKZ vom 5.10. wurden auf S.2 folgende Worte von Kardinal George Pell im Blick auf die Diskussionen im Vorfeld der Familien-Synode in Rom zitiert: „Gesunde Gemeinschaften verbrennen einen Großteil ihrer Energie nicht auf nebensächliche Themen…“. Gemeint ist hier die Frage des kirchlichen Umgangs mit den geschiedenen Wiederverheirateten: nach Pell eine „Minderheitenproblematik“. Aus solchen Worten klingt für mich genau die Arroganz und Ignoranz von Klerikern, die die kirchliche Diskussion in den letzten Jahrzehnten dominierten. Die grundsätzlichen Themen zeigen sich immer konkret und brisant an Einzelthemen. ‚Störungen haben Vorrang‘ heißt eine Maxime heutiger Dialogkultur – und diese müssen da angegangen werden, wo und wann sie auftreten.
Die im Internet nachzulesende und von der Deutschen Bischofskonferenz veranlasste Zusammenfassung der Antworten aus den deutschen Diözesen auf die Fragen in der Vorbereitung der Bischofskonferenz spricht dankenswerterweise eine andere Sprache. Da wird klar die große „Differenz zwischen den Gläubigen und der offiziellen Lehre“ festgestellt und an einzelnen Fragen (z.B. am „vorehelichen Zusammenleben“ – auch so eine „Minderheitenproblematik“!!) aufgezeigt, – ohne gleich zu bewerten, was „gesund“ und was ungesund ist! Und am Schluss wird darauf verwiesen, dass die Eheleute „an den Beratungen der Synode selbst in geeigneter Weise zu beteiligen“ sind. Ich bin Papst Franziskus sehr dankbar, dass er ehrlich hören wollte, wie die denken und fühlen, um die es bei der Synode geht. Meine Bitte ist aber, dass die Gläubigen nicht nur als Berater/innen fungieren dürfen, sondern Sitz und Stimme in der Folgesynode 2015 bekommen.
Kardinal Döpfner hat es bei der Würzburger Synode vorgemacht, dass öffentlich gewählte und kompetente Gläubige in verantwortlicher Form an den Entscheidungen beteiligt wurden. Sein Schlussurteil: „Nicht wenige waren der Meinung, ‚so‘ (Anm. von mir) eine Synode könnte die Unsicherheit, Konfrontation und Verhärtung der Positionen innerhalb der Kirche nur fördern. Rückblickend darf man dankbar feststellen: Das Wagnis hat sich gelohnt“ (Gem. Synode der Bistümer in der BRD, Freiburg 1976, S.7).
Hier finden sie den Gastkommentar zum Download

 

Gemeinsame Pressemitteilung der drei Reformgruppen

Gemeinsame Pressemitteilung der drei Reformgruppen Gemeindeinitiative.org, Münchner Kreis und Wir sind Kirche in der Erzdiözese München-Freising

Reformgruppen München: Überdenken der Pfarreireform dringend notwendig

Reformgruppen im Erzbistum München und Freising begrüßen, dass Kardinal Dr. Reinhard Marx und der Münchner Bischofsrat im August 2014 über die Situation und Zukunft der Pfarrverbände beraten und das Thema neu in den Blick nehmen wollen, wie Marx beim Jahresempfang des Erzbistums angekündigt hatte. Dies dürfe aber nicht hinter verschlossenen Türen geschehen. Die Münchner Reformgruppen erklären sich bereit, sich in den neuen Prozess „pastoral planen“ verantwortlich einzubringen.

Die bisherige Zusammenlegung zu XXL-Pfarreien und großen Pfarrverbänden habe zwar die Enge und Selbstbezogenheit mancher Gemeinden aufgebrochen, aber auch viele Gläubige von Kirche weiter entfernt und entfremdet, heißt es in einem Schreiben der drei Reformgruppen Gemeindeinitiative.org, Münchner Kreis (von Priestern und Diakonen) sowie KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche an den Bischofsrat.

Nach Meinung der Reformgruppen stehen der Kirche heutzutage professionell gebildete, ehrenamtliche wie hauptamtliche „Laien“ zur Verfügung, deren Kompetenzen und Charismen z.B. auch bei der Leitung von Gemeinden nicht ausgeschöpft werden. Auf der anderen Seite sind die immer weniger werdenden Priester in den großen Seelsorgeeinheiten mit Leitungs- und Managementaufgaben immer öfter überfordert.

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und die Würzburger Synode (1971-1975) haben sehr deutliche Vorgaben gemacht für die Stärkung synodaler Strukturen und die verantwortungsvolle Einbindung der sog. „Laien“ – auch in der Gemeindeleitung. Im Erzbistum München und Freising hat das von Kardinal Marx einberufene Zukunftsforum „Dem Glauben Zukunft geben!“ (2008-2010,   www.dem-glauben-Zukunft-geben.de) mit hohem Engagement 61 detaillierte pastorale Empfehlungen abgegeben, an die jetzt anzuknüpfen ist.

Prozess der Entheimatung muss gestoppt werden:

Die kürzlich veröffentlichte bundesweite Kirchenstatistik 2013 hat wieder dramatische Kirchenaustrittszahlen (verstärkt durch den Tebartz-von Elst-Effekt; www.wir-sind-kirche.de/?id=128&id_entry=5418) und einen weiter sinkenden Gottesdienst“besuch“ gezeigt. 

In der gegenwärtigen schwierigen Lage unserer Kirche kann ein neues, zukunftsträchtiges und nachhaltiges Glaubens- und Gemeindeleben nur durch eine offene Diskussion über die Erneuerung kirchlicher Strukturen erreicht werden. Dazu ist eine verantwortliche Beteiligung aller, auch der sog. „Laien“, am Prozess einer „ecclesia semper reformanda“ („ständig zu erneuernde Kirche“) erforderlich. Dies gilt in besonderer Weise auch für den Zuschnitt und die Leitung von Pfarreien.

Das achtsame Umgehen mit den Traditionen der Ortsgemeinden ist eine konkrete Form dessen, was Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ unter dem Grundsatz „gratia supponit culturam“ („die Gnade setzt Kultur voraus“, ebd. Nr. 115, 116-121) anmahnte. Als Vorsitzender der Freisinger und der Deutschen Bischofskonferenz sollte Kardinal Marx auch andere Bistümer bestärken, die schon jetzt neue Wege erproben wie die Bistümer Hildesheim, Trier und Würzburg.

P r e s s e k o n t a k t e :

Gemeindeinitiative.org (www.gemeindeinitiative.org):

Paul-G. Ulbrich

Willi Genal

Münchner Kreis (Priester und Diakone,  http://initiative-muenchner-kreis.de)

Pfarrer i.R. Dr. Hans-Jörg Steichele

Wir sind Kirche im Erzbistum München und Freising (www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=507):

Dr. Edgar Büttner

Franziska Müller-Härlin

 

Reform auf dem Prüfstand

München

Reform auf dem Prüfstand

Die innerkirchlichen Reformer wollen sich nun auch der umstrittenen Organisationsreform des Erzbistums annehmen. Es sei gut, dass die Bistumsleitung diese überprüfen und womöglich revidieren wolle; dies dürfe aber nicht „hinter verschlossenen Türen“ geschehen, heißt es in einer Mitteilung der Gruppen Gemeindeinitiative, Münchner Kreis und Wir sind Kirche, in denen sich Priester und Laien zusammengeschlossen haben, die in der katholischen Kirche Reformen durchsetzen wollen. Man sei bereit, sich verantwortlich einzubringen. Wichtigste Forderung: Auch Laien müssten Gemeinden leiten dürfen. Die von Kardinal Reinhard Marx initiierte Strukturreform steht vor allem deshalb in der Kritik, da vielerorts große Verbände aus mehreren Pfarreien gebildet werden. Sie zu leiten, überfordere viele der immer weniger werdenden Priester. kast

Verlag Süddeutsche Zeitung
Datum Montag, den 04. August 2014
Seite 5

Quelle: © Süddeutsche Zeitung GmbH, München. Mit freundlicher Genehmigung von http://www.sz-content.de (Süddeutsche Zeitung Content).