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„Kirche als Kommunikationsgemeinschaft und Organisation mit Leitbild“

Kirche könne in unserer Zeit ein Wegbereiter „für eine Kultur des Respekts, des Dialogs und der Freundschaft sein“, so Benedikt XVI in seiner Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2009. Das sind Zielvorgaben, wie sie auch mancher Pastoraltheologe macht. Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Wie setzt zum Beispiel eine Diözese ihr Leitbild, das sie sich als moderne Organisation gibt, konkret um? Auf welchen Ebenen funktioniert Kirche schon als Kommunikationsgemeinschaft, wo noch nicht?

Der Münchner Kreis stellt diese Fragen auf einer Fachtagung am Nachmittag des Montags, 14. Oktober 2013 und sucht mit qualifizierten Gesprächspartnern nach Antworten darauf.

Verantwortlich: Prof. em. Dr. Rüdiger Funiok SJ, Hochschule für Philosophie ruediger.funiok@jesuiten.org; Tel. 089-23 86- 24 10.

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Presse-Meldung – 03.06.2013 Neues vom „Münchner Kreis“

Neues vom „Münchner Kreis“

 Seit Oktober 2012 ist in der Erzdiözese von München und Freising mit dem „Münchner Kreis“ ein kirchenpolitisches Faktum geschaffen, welches einiges in Bewegung gebracht hat. Aufgrund spürbaren Leidensdrucks und bedenklicher Entwicklungen in Erzdiözese und Weltkirche analysieren die mittlerweile 61 kritischen Priester und Diakone präzise ihre persönliche Situation in der Kirchenkrise. Sie benennen dies freimütig und öffentlich: der kritische Basis-Klerus schweigt trotz obrigkeitlicher Drohgebärden nicht länger und beginnt, die eigenen Vor-Ort-Interessen zu formulieren statt nur demütig Anordnungen von Oben hinzunehmen. Mittlerweile haben sich in der ganzen Weltkirche solche Initiativen gebildet und vernetzt.

Im Oktober 2012 erinnerte der „ Münchner Kreis“ an die Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und der Würzburger Synode (1971-1974) und kritisierte die rückwärtsgewandten Anordnungen unter der Päpste Wojtyla und Ratzinger. Sie wissen sich in Übereinstimmung mit Reformwünschen vieler noch engagierter  Laien und Gremien, die sich herablassend behandelt erfahren,  zunehmend resignieren und sich innerlich distanzieren, wie auch Teile des Klerus. Für die Erzdiözese München reklamiert der Münchner Kreis bei Kardinal Marx seither die Bearbeitung der  61 Empfehlungen des diözesanen Zukunftsforums. Doch die bisherigen Antworten sind enttäuschend. Nach Auskunft des Erzbischöflichen Ordinariates wird derzeit an drei Themen gearbeitet, „was nicht bedeutet, dass die anderen damit unter den Tisch fallen“, so Ordinariatsdirektor Thomas Schlichting im Mai 2013, Leiter des Ressorts „Seelsorge und kirchliches Leben“.

Die Priester und Diakone des Münchner Kreises konzentrieren sich auf ihre eigenen Erfahrungen und Möglichkeiten an der „Kirchenbasis“. Das Thema „Subsidiarität“ soll 2013 den Schwerpunkt bilden:  Konsequentes vollumfängliches Umsetzen der eigenen Möglichkeiten vor Ort, Ernstnehmen der Eigenverantwortung des allgemeinen Priestertums aller Getauften und Gefirmten, Erneuerung durch gelebte Einfachheit und Geschwisterlichkeit in überschaubarer personaler Gemeinschaft. Entsprechend reflektieren die kritischen Pfarrer und Diakone die Strukturen und das eigene Verhalten, wie z.B. mit folgenden Fragen:  wie leben wir einfach und solidarisch mit den Menschen? Was ist hierfür förderlich, was hinderlich? Wo teilen wir das Leben mit den Kirchen-Distanzierten? Inwiefern werden wir durch die Schaffung immer größer werdender Pfarrverbände redzuriert, funktionalisiert und mißbraucht als Manager und Sakramentenspender? Worunter leiden wir? Wie können wir unsere persönlichen Visionen leben, auch wenn die Bischöfe uns im Stich lassen?

In der Erzdiözese München unterstützen bisher über 600 Einzelpersonen und Gremien moralisch die Priester und Diakone des  „Münchner Kreis“. Mehr noch:  Seit Februar 2013 haben sich engagierte Pfarrei-Gläubige als „Gemeindeinitiative“ vernetzt für gegenseitigen Erfahrungsaustausch  und Zukunftgestaltung lebendiger Pfarreien. Am Samstag, 15.Juni, findet ein großes Vernetzungstreffen in München statt. Man darf gespannt sein, wie die angefangene Graswurzel-Bewegung von Klerus (Münchner Kreis) und Laien (Gemeindeinitiative) sich entwickelt und wie sie sich auf das Leben der Katholischen Kirche in der Erzdiözese auswirkt.

Die Pressemeldung können Sie auch als PDF herunterladen

 

Schreiben an die Müncher Bischöfe bzgl. Meßbuch-Neuübersetzung

Sehr geehrter Herr Erzbischof Reinhard Kardinal Marx,
sehr geehrter Herr Weihbischof Bernhard Haßlberger,
sehr geehrter Herr Weihbischof Wolfgang Bischof,
sehr geehrter Herr Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg,

aus Pressemeldungen ist zu entnehmen, dass das revidierte deutsche Messbuch in der Herbstversammlung der Deutschen Bischofskonferenz möglicherweise zur Verabschiedung auf der Tagesordnung steht.

In der Zeitschrift “Christ in der Gegenwart” Jg. 65, Nr. 11, S. 143ff. äußert Stephan U. Neumann unter der Überschrift “Messbuch Latein – nur auf Deutsch” starke Kritik an dieser Neuübersetzung, die eine einseitige Nähe zur Ausgangssprache Latein auf Kosten der Zielsprache Deutsch aufweisen und landestypische Traditionen eindämmen soll. Uns ist bewusst, dass die Vatikanische Gottestdienstkongregation dies gemäß der Instruktionen “liturgiam authenticam” von 2001 mit großem Druck gegen die Bemühungen der deutschen Bischöfe und Liturgieexperten um eine stilistisch bessere und sprachlich verständlichere Übersetzung durchgesetzt hat.

Wir teilen die Einschätzungen und Befürchtungen von Stephan U. Neumann uneingeschränkt. Gerade in der Frage der getreuen Übersetzung gilt das Wort des Apostels Paulus: “Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig!” Wir brauchen dringend eine Sprache, die heutigen Menschen hilft, den Dialog mit Gott zu führen und so aktiv an der Liturgie teilzunehmen. Unsere Liturgie krankt nicht daran, dass ihr Buchstabe zu weit weg wäre vom lateinischen Original. Das Gegenteil ist der Fall: sie ist oft weit weg von Sprache und Empfinden der Menschen und zu wenig poetisch und inspirierend.
Ein neues Messbuch, dass diese Schwierigkeiten statt sie abzuarbeiten noch verstärkt, wird von vielen Priestern aus Gewissensgründen abgelehnt und von den Gemeinden nicht akzeptiert und verstanden werden. Es wird nicht zu größerer Einheit in der Kirche führen, sondern Spaltung hervorrufen und Wildwuchs fördern.

Papst Franziskus hat in den wenigen Tagen seines Pontifikats deutliche Zeichen gesetzt, die auf ein kollegialeres Miteinander mit den Bischöfen und auf das Ende des überzogenen römischen Zentralismus hoffen lassen.
Als Kardinal hatte er sich zur Einheit in der Vielfalt folgendermaßen geäußert:
“In der Kirche bewirkt der Heilige Geist die Harmonie. Einer der ersten Kirchenväter schrieb, dass der Heilige Geist “ipse harmonia est”: er selbst ist Harmonie. Er allein ist zugleich Urheber der Einheit und der Vielfalt. Der Geist allein bewirkt Verschiedenheit, Vielfalt und gleichzeitig Einheit. Denn wenn wir es sind, die Verschiedenheit machen, kommt es zu Schismen, und wenn wir es sind, die die Einheit wollen, kommt es zur Uniformität und Gleichschaltung.”
“Das Ausharren im Glauben impliziert das Hinausgehen. Denn grade dadurch, dass man im Herrn bleibt, geht man aus sich selbst heraus. Paradoxerweise gerade dann, wenn man bleibt, ändert man sich, weil man gläubig ist. Man bleibt nicht gläubig, wenn man wie die Traditionalisten oder Fundamentalisten am Buchstaben klebt. Treue ist immer Änderung, Aufkeimen, Wachstum. Der Herr bewirkt eine Änderung in dem, der ihm treu ist. Das ist die katholische Glaubenslehre.”
(Quelle: http://www.30giorni.it/articoli_id_16590_l5.htm)

Darum wenden wir uns mit dem dringen Anliegen an Sie:
Setzen Sie das Neue Messbuch nicht in Kraft, sondern belassen Sie es bis auf weiteres bei der bisherigen Übersetzung – mag noch so viel Mühe aufgewendet worden sein.
Unterbreiten Sie Papst Franziskus das Problem in der Hoffnung, dass er den Diözesanbischöfen wieder das Recht zuerkennt, die ihnen übertragenen Aufgaben ohne Bevormundung durch die römische Kurie auszuüben.

Im Namen des Münchner Kreises

Albert Bauernfeind, Walter Hofmeister, Hans-Jörg Steichele, Christoph Nobs

Im Namen der Pfarrer-Initiative Deutschland

Pfarrer Karl Feser, Pfarrer Klaus Kempter

 

Den Brief im Original können Sie hier als PDF downloaden